Hubert & Staller ist eine deutsche Krimiserie, und eine Krimiserie fürs deutsche Fernsehen zu machen ist entweder eine sehr mutige oder eine sehr feige Entscheidung. Denn das deutsche Fernsehen ist
überschwemmt mit Krimiserien - das Format kommt an, aber die Chance, in der Menge unterzugehen, ist ebenso groß. Nicht nur diverse Wiederholungen von Navy: CIS,
Mord ist ihr Hobby und Konsorten, sondern auch nordische Krimis und nicht zu
vergessen die diversen Tatort-Varianten, vom hervorragenden Münsteraner Tatort
bis zum Action-Schweiger tummeln sich hier. Und natürlich gibt es da noch die Briten: Inspector Barnaby, Sherlock und Father
Brown.
Haben sich die Macher von Hubert & Staller womöglich
gefragt: Was gibt es da noch zu holen? Vermutlich nicht. Denn wie alle großen
und kleinen Kreativen haben sie‘s einfach gemacht und ihren eigenen Stil entwickelt.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich Hubert & Staller durchaus nicht so sehr
von Mord mit Aussicht, dem anderen beliebten, etwas betulichen, deutschen Provinzkrimi. Wo
aber bei Mord mit Aussicht das Dorf- und Kleinstadtleben noch ganz urig
daherkommt, sind die Landschaftsaufnahmen bei Hubert & Staller bahnbrechend
und sehen verdächtig nach einem bayerischen Caspar David Friedrich aus.
Hubert, Staller und noch ein Rindvieh. Quelle. |
Bayerisch-deftig
Aber der schöne Schein kann durchaus nicht über den zuweilen
derben Humor hinwegtäuschen. Christian Tramitz, den jeder aus Der Schuh des
Manitu oder Traumschriff Surprise kennt, und Helmfried von Lüttichau, den
keiner kennt, geben ein hervorragendes Ermittlerteam ab. Während Tramitz (Hubert)
stets der clevere, coolere und sarkastische ist (aber dabei nicht vor
Zankereien mit Karin Thaler, die die Pathologin und zugleich seine Exfrau gibt,
gefeit ist), gibt Lüttichau den, der stets mit der Tür ins Haus fällt, der
schon mal jemandem spontan in die Schulter schießt oder mit dem alten
Dienst-Audi über den Fuß fährt. Lüttichau (Staller, liebevoll: Hansi) scheint das gesamte Spektrum
abzudecken, nicht nur ist er auf ungeschickte Weise impulsiv, sondern auch für
sämtliche fleischlichen Gelüste zu haben, vom Alkohol im Dienst bis zu jeder
weiblichen Nebenrolle ever.
Das Chaosteam eröffnet den Fall stets mit einem
unglücklichen Leichenfund und einer flapsigen Bemerkung dazu, und Hubert und
Staller nehmen sich nicht viel im Wettbewerb um die ungeschickteste Todesnachrichtenüberbringung
(„Ach, es geht um mein Auto?“ – „Na, mehr des Abschleppseil. Da hing ihr Mann
dran.“). Wenn der Fall verzwickt ist (und das ist er meistens), dann wird Riedl
(Paul Sedlmeyr), der ewige Praktikant, mit einer unliebsamen Aufgabe betreut,
die häufig überraschend sinnvoll ist, beispielsweise, wenn er einen
Umweltverschmutzer überführt und dieser spontan den Mörder wiedererkennt.
Ungeachtet dessen ist Riedl nur allzu häufig the butt of the joke oder der Arsch vom Dienst und erfüllt alle
Pflichten mit einer an den Strombergschen Ernie erinnernden Fügsamkeit,
allerdings ohne dessen Hysterie. Ob Mobbing am Arbeitsplatz wirklich so lustig
ist, darüber lässt sich streiten, Hubert und Staller belassen es aber im
humorvollen Rahmen: „Mit dem Rad 10km, und das bergauf?“ – „Ja, und auf dem
Rückweg haste ei' riesn Spaß!“.
Im Gegensatz zu etwa Inspector Barnaby wird eine Ladung Hubert
& Staller im handlichen 45-Minuten-Format serviert, was auch genau richtig
ist. Bis dahin haben Hubert und Staller mehr oder weniger erfolgreiche
Ermittlungstechniken erprobt, der Chef (Michael Brandner) sich aufgeregt und
ansonsten nichts geleistet (außer hausmeisterliche Tätigkeiten an Riedl weiterzureichen)
und der Friede in Wolfrathshausen ist wiederhergestellt. Seit 2013 kommt die
Serie auch ganz gut ohne die etwas zu neugierige Lokalreporterin Barbara Hansen
(Monika Gruber) aus, die es den sympathischen Helden immer noch ein Stück schwerer
machte.
Wer gerne eine spannend-entspannte Krimiserie und einen Sinn für pointierten
Humor hat, der wird mit Hubert & Staller glücklich. Wer hingegen keine Krimis mehr
sehen kann, hat aber durchaus mein vollstes Verständnis.
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