Christian Clavier hat mal wieder Schwiegersohnprobleme. Aber
diesmal sind es nicht gleich vier, wie im grandiosen Monsieur Claude und seine Töchter. In der Katastrophenkomödie Ab in den Dschungel (Frankreich 2015,
Regie: Philippe Lacheau, Nicolas Benamou) reicht gerade mal ein einziger Chaot, um den
ganzen Laden gehörig auf den Kopf zu stellen. Es ist die Forstsetzung des Films Project: Babysitting, was man ihm aber
nicht anmerkt; der Hangover-Stil des ersten Teils deutet sich zwar auch hier
an, aber die Geschichte funktioniert auch ohne den Vorgänger ganz gut.
Eigentlich hätte alles ganz harmlos ablaufen können: Der
junge Franck (Philippe Lacheau) und seine Liebste Sonia (Alice David) machen
mit ein paar Freunden Urlaub auf dem Inselparadies ihres Papas, und als Krönung
des Ganzen wird der Verlobungsring präsentiert.
Franck (mitte) und seine dämlichen Freunde (links: Alex, rechts: "Ladykiller" Sam). Quelle. |
Deppen unter Palmen
Das einzige Problem an der Geschichte ist, dass der junge
Mann sich mit absoluten Vollidioten umgibt. An vorderster Front wäre Alex
(Julien Arruti) zu nennen. Nicht nur geht er allen mit seiner Kamera gehörig
auf die Nerven, sondern verhält sich in jeder Situation so überaus dämlich,
dass der Zuschauer bereits nach einer halben Stunde im Film Höllenqualen der
Fremdscham und/oder Wut erleidet. Es beginnt damit, dass er aus Gründen der
Geheimhaltung, aber ohne ersichtliche Notwendigkeit den Verlobungsring in den
Mund steckt. Natürlich verschluckt er ihn dann versehentlich, dann schießt der Tollpatsch auch noch eine Harpune in Francks Koffer,
und von da an geht es nur noch bergab.
Außerdem dabei: Ernest – Streber, Flugbegleiter und
Möchtegernpilot und Sam, der gerne Ladykiller wäre und Estelle, das versaute
Dummchen. Damit wären die Rollen mehr als eingehend beschrieben, denn
Charaktere (und Witze) bleiben vorwiegend flach.
Not impressed: Alain (Christian Clavier, rechts) und seine Tochter Sonia (Alice David). Quelle. |
Auf dem Inselparadies angekommen, müssen sich die Hohlköpfe
erst einmal an die Sitten der Einheimischen gewöhnen: Kein Kabelfernsehen und keine
Swimming-Pools, denn Christian Clavier (diesmal heißt er Alain) spielt nicht länger den
katholisch-konservativen Familienvater, sondern ist wohl geschieden (?) und
betreibt ein Öko-Hotel in Brasilien, das sich dem Naturschutz und Artenerhalt
widmet. Und so weist er den jungen Franck gleich als Erstes darauf hin, wie
viele Bäume so ein BD (Franck ist Comiczeichner) verschlingt. Welch unangenehme
Begegnung, und das noch bevor einer der Katastrophenfreunde es so richtig versemmeln
konnte!
Doch die echten Katastrophen lassen freilich nicht lange auf
sich warten. Alex schubst versehentlich Franck gegen die Oma, die dann samt
Scooter umkippt. Am Strand warten weitere Peinlichkeiten, und dann geht es
weiter auf einen „Spaziergang“, der erneut die (rassistische) Oma, zwei ziemlich lüsterne Damen (angenehmes Wiedersehen: Elodie
Fontan, jüngste Tochter in Monsieur
Claude) und eine verunglückte Höhlenexpedition involviert.
Lost in Vacation
Diese Expedition ist das eigentliche Herzstück des Films und
der Stil erinnert ein bisschen an R.E.C.
oder Diary of the Dead, das heißt,
die Perspektive ist die einer mobilen, verwackelten Kamera, was nicht jedem
Kinobesucher gefällt. Ich persönlich fand es eine interessante Abwechslung und
gewöhnte mich recht schnell an den etwas beengenden Blickwinkel.
Ein chaotischer Haufen - mit Oma im Gepäck. Quelle. |
Der Film hat ein gutes Tempo, sodass Langeweile vermieden
wird. Das gleicht ein wenig die teilweise vorhersehbare Story aus. Die Gags
reichen von superplatt bis unterhaltsam, was auch verzeihlich ist, denn dieser Film
möchte lustig sein und mehr nicht. Am besten gefallen haben mir die politisch
höchst inkorrekte Oma und der Subplot um die Freundin von Ernest, der ein sehr befriedigendes Ende erreicht; auch
Christian Clavier (den ich seit Die
Besucher verehre!) ist wieder spitze. Ab in den Dschungel
ist eine nette Komödie für cringe-resistente Fans der sehr gut bestückten französischen
Komödienlandschaft, reicht aber nicht an z. B. Monsieur Claude und seine Töchter heran. Wer den schon kennt, aber darauf verzichtet, seine Eltern ins Kino mitzunehmen, wird durchaus nicht enttäuscht, mehr
aber auch nicht.
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